Erzieherin Manuela Neumann
Der Baum der Kita
Es ist still geworden im Morgenkreis. Alle Kinder schauen gespannt zu Manuela Neumann. In der Hand hält die Erzieherin eine kleine Filzfigur – es ist Jesus. Gerade noch lag er in der Grabkammer aus Leinentuch, jetzt ist er plötzlich verschwunden. Die Kinder tuscheln, rufen durcheinander: „Wo ist er hin?“, „Ist er weggelaufen?“, „Kommt er wieder?“ Manuela Neumann lächelt. Als ausgebildete Erzählerin weiß sie, wann Worte wirken – und wann Stille alles sagt.
Eine Szene, die sinnbildlich für das steht, was Manuela Neumann laut ihrer Kolleginnen und Kollegen ausmacht: Ruhe, Tiefe, Verbundenheit. Seit mehr als 30 Jahren arbeitet die 51-Jährige in der Kita Christus König in Hamm. Sie selbst war Kindergartenkind an genau diesem Ort, dann Messdienerin in der Gemeinde, Ferienlagerbetreuerin – und kehrte 1994 nach Ausbildung und Anerkennungsjahr genau dorthin zurück, wo ihre Wurzeln liegen.
„Ich bin hier groß geworden. Ich kenne die Familien, die Straßen, die Menschen“, sagt sie. Dass sie nun eines der Gesichter der Arbeitgeberkampagne „Dank Dir“ des Bistums Münster ist, kam auf Initiative ihrer Einrichtungsleiterin Kathryn Dreyer zustande. „Manuela ist wie ein Baum für unsere Einrichtung: verwurzelt, ruhig, verlässlich. Sie gibt Halt – für Kinder, Eltern und Kolleginnen und Kollegen.“
Dass es sich bei ihrer langjährigen Tätigkeit nicht um Routine handelt, merkt man schnell. Manuela Neumann ist offen für Neues, für technische Entwicklungen genauso wie für pädagogische Konzepte. „Ich finde es wichtig, dranzubleiben. Ich will den Überblick haben, auch in Sachen Digitalisierung. Und wenn ich etwas nicht weiß, rufe ich eben in Münster an – die kennen meine Nummer schon“, sagt sie mit einem Schmunzeln. Viele Entwicklungen hat sie in den vergangenen drei Jahrzehnten miterlebt, nicht zuletzt der Wechsel von festen Gruppen zum offenen Konzept der Kita, bei dem sich die Kinder frei zwischen verschiedenen Funktionsräumen bewegen können. „Ich bin häufig im Atelier anzutreffen, wo die Kinder kreativ sein können, oder im Medienraum“, sagt Manuela Neumann.
Was sie an ihrer Arbeit besonders liebt? „Dass jeder Tag anders ist. Dass man die Welt mit Kinderaugen sieht. Und dass man ihnen etwas mitgeben kann – nicht nur Wissen, sondern Werte.“ Dabei spielt auch ihr Glaube eine große Rolle. Den Glauben über die Feste des Kirchenjahres kindgerecht zu vermitteln, ist ihr ein Herzensanliegen. Ob im interreligiösen Projekt oder im Morgenkreis – auch die Jüngsten brauchen Räume für Austausch, Fragen und Staunen, findet Manuela Neumann.
Auch außerhalb des Gruppenraums bringt sich Manuela Neumann als Mitglied der Mitarbeitervertretung ein. Sie schätzt den offenen, wertschätzenden Umgang in der Einrichtung. „Wir sind hier wie eine Familie“, sagt sie. „Man kennt sich, man hilft sich, man wächst miteinander.“
Dass sie auch im wahrsten Sinne des Wortes Spuren hinterlassen hat, zeigt ein Blick aufs Außengelände der Kita: Zwei inzwischen stattliche Bäume hat sie selbst vor Jahren mitgepflanzt: „Damals waren sie klein wie die Kinder. Heute sind sie groß geworden und spenden Schatten.“
Ann-Christin Ladermann
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