Sozialpädagoge Stefan Hübers

Ich möchte nichts anderes machen

Wohnen und Arbeiten ist für Stefan Hübers eins — und das möchte er auch gar nicht anders. Der Diplom-Sozialpädagoge ist bei der katholischen Kinder- und Jugendhilfe St. Mauritz Münster angestellt. Seit fünf Jahren leitet er eine Wohngruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, in der er auch selbst wohnt. „Dieses Zusammenleben mit Jugendlichen aus verschiedenen Kulturen und Religionsgemeinschaften, die Beziehungsarbeit und die Frage, wie wir gemeinsam die Anforderungen des Alltag hinkriegen, das alles macht mir sehr viel Spaß“, sagt Hübers. Er sei dankbar, dass sein Arbeitgeber gute Rahmenbedingungen und das nötige Vertrauen in ihn gesetzt habe.

„Die Arbeitsatmosphäre ist sehr herzlich“, sagt er, „alle sind mit viel Motivation und Spaß dabei, das ist sehr wichtig.“ In diese Motivation schließt er sich selbst ausdrücklich ein: „Das Feuer für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen brennt seit 25 Jahren in mir.“ Gestärkt unter anderem durch Fortbildungen, die sein Arbeitgeber ihm bei Bedarf immer wieder ermögliche, habe er sich vor fünf Jahren auch der Herausforderung gestellt, die Wohngruppe nicht nur zu leiten, sondern dort selbst einzuziehen. Mit vier Kollegen setzt er seitdem in der Gruppe neben der Alltagsplanung verschiedene erlebnispädagogische, religions- und kulturspezifische sowie soziale Projekte um.

Wie „sinnerfüllend“ diese Arbeit ist, davon erzählt der 54-Jährige gern und überzeugend. Trotzdem trifft er bei Außenstehenden immer wieder auf ungläubige Nachfragen, nicht nur wegen seiner Wohnsituation, sondern auch wegen des Arbeitgebers Kirche. Dabei geht es immer wieder um die Fälle sexuellen Missbrauchs, deren Verhinderung gerade für Hübers` Arbeitsbereich unverzichtbar ist. Bei der Kinder- und Jugendhilfe St.-Mauritz nehme man das sehr ernst, verdeutlicht er: „Wir werden immer wieder neu geschult, um Grenzüberschreitungen — auch im Sinne von Machtmissbrauch — zu vermeiden.“ Weil Missbrauch durch viele begünstigende Umstände gerade in der Betreuung von Schutzbefohlenen möglich werde, sei die Teilhabe und Selbstbestimmung der Kinder und Jugendlichen an der Absprache von Regeln oder der Planung des Tagesprozesses „ein großes Thema bei uns“.

In dieser Weise auf Augenhöhe und auf Grundlage eines christlichen Menschenbildes, welches immer wieder Hoffnung und Zuversicht verspricht, mit den Jugendlichen zusammenzuleben, ihnen „Heimat und Perspektive“ zu bieten; empfindet Hübers als erfüllend: „Auf jeden Fall möchte ich in diesem Berufsfeld bleiben“, ist er sich sicher, „ich möchte nichts anderes machen.“

Anke Lucht