Lydia Wolf bildet Krankenpfleger aus
Die Pflege ist ihre Berufung
Ein nettes Wort, ein strahlendes Lächeln. Das hat Lydia Wolf immer für ihre Auszubildenden ebenso wie für die Patienten und deren Angehörige. Denn die 59-Jährige ist angekommen, angekommen in einem Beruf, der für sie auch Berufung ist. Mit viel Empathie und Engagement unterrichtet sie die Auszubildenden zum Gesundheits- und Krankenpfleger im Praxisfeld und arbeitet als Pflegetrainerin im Prosper-Hospital in Recklinghausen.
Dieses Lächeln und ihre Ausstrahlung brachte Wolf auch bei einem gänzlich anderen Termin ein. Sie nahm teil an einem professionellen Fotoshooting. Denn Wolf ist eines von 27 Gesichtern, mit denen das Bistum Münster unter dem Leitwort „Gott sei Dank für dein Talent“ in den sozialen Netzwerken, auf Postkarten und in Fachzeitschriften um neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wirbt. „Ich habe mich wie ein Star gefühlt, als ich geschminkt wurde“, sagt Wolf und lacht. „Das war ein tolles Erlebnis, das ich wohl jede Woche haben könnte“, fügt sie augenzwinkernd hinzu. Gern zeigt sie ihr Gesicht für den Arbeitgeber Kirche. Denn sie ist überzeugt, dass es in einem kirchlichen Unternehmen anders als in der freien Wirtschaft zugehe. Das macht sie beispielsweise am Miteinander fest. „Man kennt sich, ist freundlich, hilfsbereit und aufmerksam“, beschreibt sie das Arbeitsklima in Recklinghausen. Aber auch die tarifliche Bezahlung, Zuschläge und eine zusätzliche Altersversorgung weiß sie zu schätzen.
Dabei hat Wolf etwas ganz anderes gelernt. „1991 sind wir mit der Familie aus Kasachstan nach Deutschland gekommen. Anfangs habe ich in meinem Beruf als Ingenieurin gearbeitet, aber ich war viel unterwegs. Das ließ sich schlecht mit der Familie vereinbaren“, berichtet die Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Töchtern. Sie suchte nach einer Alternative und fand sie im Prosper-Hospital, in dem ihre Schwester bereits arbeitete. Trotz anfänglicher Sprachprobleme war sie von der Ausbildung schnell begeistert. „Ich habe mir in der Praxis selbst Mut zugesprochen. Aber Menschen interessieren mich, und irgendwann bin ich richtig angekommen“, sagt Wolf. Sie habe viele Stärken bei sich wahrgenommen, die sie nie vermutet hätte. „Ich musste und durfte viel von mir entdecken. Aber der liebe Gott hat es gut mit mir gemeint und mir diese Talente gegeben“, freut sie sich und greift damit das Motto der Arbeitgeberkampagne des Bistums auf.
Inzwischen begleitet sie mit 50 Prozent ihrer Stelle die Angehörigen von Patienten als Pflegetrainerin, damit die Versorgung auch zu Hause gut funktioniert. Dafür hat sie sich an der Universität in Bielefeld fortgebildet. „Die Arbeit ist individueller und sehr zufriedenstellend, denn ich habe mehr Zeit und sehe auch mehr Erfolge“, berichtet sie. Sie besucht die Patienten bei Bedarf und auf Wunsch auch in ihrem häuslichen Umfeld. So eine Beziehung aufzubauen, sei auf einer Station im Krankenhaus durch den Zeitdruck und die kürzere Verweildauer kaum möglich. „Es ist immer schwieriger, die Pflege zu gewährleisten. Wir suchen händeringend Personal“, weist sie auf den Pflegenotstand hin. Sicherlich, der Beruf sei hart und nicht entsprechend bezahlt, „aber man kann gut davon leben“, sagt sie.
Gern erinnert sich Wolf an die Romreise vor zwei Jahren, die die beiden Krankenhausseelsorger für die Mitarbeiter organisiert hatten. „Sie engagieren sich als ökumenisches Team“, lobt sie. Sie selbst sei in einem atheistischen Haus in der Sowjetunion groß geworden. „Aber mittlerweile gehört der Glauben zu meinem Leben. Ich danke Gott oft, dass es uns so gut geht, denn ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist“, betont Wolf.
Michaela Kiepe
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